Michael Franke

ERZENGEL MICHAEL

Aquarellierbarer Bleistift, 2025, 10,7 × 6,6 cm

Der Erzengel Michael nimmt im Christentum das Erbe einer Jahrtausende alten Tradition auf. Im Mitraskult gab es die nach oben strebende Welkraft des Cautes, der Engel mit der erhobenen Fackel, und die antagonistische Kraft als Cautopathes, der mit der nach unten gerichteten Fackel zur Seite des stiertötenden Gottes steht. Beide Engel waren als Dadophoroi (Fackelträger) das Symbol für die Tagundnachtgleiche.

Wir finden in der christlichen Ikonographie die beiden antagonistischen Engelsgestalten, Gabriel und Michael. Gabriel verbunden mit der aufsteigenden Kraft des Frühlings, wurde mit der nach oben gerichteten Lilie dargestellt. Michael vergegenwärtigt die Kraft des westlichen, des absteigenden Weltenstromes. Sein Attribut ist das nach unten gerichtete Schwert und die Waage.

Früher wurde im Ostchor der Kirchen Gabriel dargestellt. Seine Farbe war das Grün. Im Westchor hingegen Michael. Seine Farbe war das rot.

So sehen wir auch die beiden Engel in der östlichen Ikonographie zu Seiten des Pantokrators. Rechts Gabriel mit grünem Gewand und links der Erzengel Michael im roten Umhang, als plutonischer Todesengel, der die Seelen geleitet. Sein Fest am 29. September steht mit dem Eintritt der Sonne in das Tierkreiszeichen der Waage in Verbindung. Die Sonne beginnt ihre Reise in die untere Welt und so wie Anubis in der ägyptischen Religion die Seelen der Verstobenen wägt, so wie Hermes psychopompós in der griechischen Welt der Geleiter der Seelen ist, so begegnen wir im Christentum dem Erzengel Michael, der alle diese Archetypen in sich vereint.