
Manuel Zolli
SCHUTZENGEL
Bleistiftzeichnung, Eitempera mit Naturpigmenten
Die Figur des Schutzengels als gutes geistiges Wesen, dem die Führung und die Zählung der guten Taten seines Schützlings anvertraut sind, ist für die Kirche eine sichere Tatsache, und die Heilige Schrift spricht oft davon, indem sie die Schutzengel von Hagar, Lot, Tobias und Daniel nennt. Vergleichbare Wesen sind seit dem Altertum bekannt. Wie im Einleitungstext des Katalogs bereits erwähnt, lassen sich beispielsweise im Sukkal der mesopotamischen religiösen Kultur, in den Fravaschi des Mazdaismus und im antiken Griechenland im von Platon beschriebenen Dàimon spirituelle Gestalten finden, die der heutigen Vorstellung vom Schutzengel ähneln. Tommaso Palamidessi beschreibt im Heft I Guardiani delle Soglie e il Cammino Evolutivo [dt: Die Hüter der Schwellen und der evolutionäre Weg] den Schutzengel als eine direkt von Gott geschaffene geistige Wesenheit, die den Mann und die Frau ihr ganzes Leben lang begleitet, sie beschützt und ihnen sogar im Augenblick des Todes beisteht, um schließlich ihre Seelen ins Himmelreich zu bringen (Palamidessi, Q. X, 1969). Beim Jüngsten Gericht ist es dieses Engelwesen, das die Seele vor den obersten Richter bringt, wie der Autor in Il libro cristiano dei morti [dt: Das christliche Totenbuch] beschreibt. (Palamidessi, 1967, Hrsg. 2012) Ungeachtet der Bedeutung dieser Figur gibt es in der östlichen Ikonenkunst bis zum 17. Jahrhundert, als sich in Russland eine konkrete Ikonographie herauszubilden begann, keine Spuren von Bildern, die ihn darstellen. Seit dieser Zeit aber wird er in weißen Gewändern gemalt, und seine charakteristischen Elemente sind das achtspitzige Kreuz in seiner rechten und das Schwert in seiner linken Hand, und manchmal wird auch ein Clypeus (Medaillon) mit dem Bild von Christus Immanuel auf seiner Brust angebracht.
Taf. 16 Katalog S. 73
Engel - eine multimediale Austellung
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